BiotopArt - Die Illustrationen von Jürgen Dreißig

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Die Zauberkugel (1989/1990) - Original 45x32

Zwerg Zauberkugel Puppe Schmetterlingsgeburt
Zwerg Zauberkugel Puppe Schmetterlingsgeburt
Schmetterlingsflug Wiesenbewohner Spinne Schnecke
Schmetterlingsflug Wiesenbewohner Spinne Schnecke
Im Schmetterling Erinnerung Sehnsucht Sich zurückverwandelnd
Im Schmetterling Erinnerung Sehnsucht Sich zurückverwandelnd

Die Zauberkugel

Die zwölf Blätter des vorliegenden Bilderzyklus erzählen das Märchen von der „Zauberkugel“. Es ist die Geschichte eines Jungen, der auf der Wiese eines Waldes, die vielleicht unweit unseres eigenen Hauses in der Landschaft liegt, einem Zwerg begegnet, welcher ihm eine Zauberkugel schenkt. Die Zauberkraft dieser Kugel besteht darin, dass sich deren Besitzer soweit verkleinern kann, wie immer er das nur wünscht. Nach seiner ersten Verkleinerung entdeckt der Junge auf der Wiese, die für ihn zu einem Dschungel geworden ist und als wäre er mit tausendfach geschärften Sinnen begabt, inmitten üppig leuchtender, riesenhafter Gräser- und Blütenformen das Ei, die Raupe und die Puppe eines Schmetterlings. Er erlebt die Schmetterlingsgeburt, den Schmetterlingsflug und lernt weitere Wiesenbewohner wie das Glühwürmchen und den Regenwurm, aber auch den grünen Grashüpfer bei ihrer alltäglichen Arbeit kennen. Er sieht die goldgelb schillernde Spinne Theater spielen und kann die große alte, mit Gleichmut ihr Haus dahintragende Schnecke aus allernächster Nähe belauschen. Klein genug zu sein, um mit dem Schmetterling fliegen zu können, reicht dem Jungen jetzt aber nicht mehr aus. Zu einem winzigen, unsichtbaren Teilchen verkleinert, begibt er sich durch dessen Zellen und Membranen hindurch, mitten in das Herz des Schmetterlings hinein. Im Schmetterling wird er von der Großartigkeit dieses inneren organischen Kosmos voller nachtblauer Schatten und durchsonnter Räume überwältigt und von Ehrfurcht und Staunen vor dem Wunder des Lebens erfasst. Zugleich kehren aber auch die Erinnerung an sein Zuhause in der äußeren Welt, die ebenso nachtblaue Schatten und ebensolche sonnendurchfluteten Räume kennt, und damit auch die Sehnsucht nach seiner früheren Gestalt, zu ihm zurück. Sich zurückverwandelnd, im Gefühl des Flugs durch eine von Märchenlicht durchblühte Traumlandschaft, spürt er deutlich, dass er jetzt nicht nur seine ursprüngliche menschliche Größe zurückgewinnen würde. Auftauchend aus jener phantastisch erscheinenden und doch zutiefst lebenswirklichen, fremdartig wirkenden und ihm jetzt nicht mehr fremden, sondern sehr nahen und vertraut gewordenen Bilderwelt der Schöpfung, weiß er zugleich, das er vor allem auch geistig gewachsen ist. Vielleicht steigt in ihm schon jetzt eine Ahnung davon auf, das der Weg der Erkenntnis der Welt und des Lebens kein finsterer Weg der Bitterkeit und der Entbehrungen sein muss, sondern zu einem lichtvollen, von den Abenteuern der Seele und der Sinne erfüllten Pfad werden kann. Ganz sicher aber wird er all jene zu den innersten Reichtümern hinführen, die das Geschenk der magischen „Zauberkugel“, die wir wie eine reifende Perle in uns selber tragen, in sich entdeckt haben.

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